Die weitere Verwandtschaft
Justus Möser überlebte alle seine acht Geschwister; über sein Verhältnis zu ihnen wissen wir nur wenig. Seine Trauergedichte über den frühen Tod eines Bruders (1745) und einer Schwester (1754) geben kaum Einblick in die tatsächliche Verfassung des Autors. Am ehesten erfahren wir etwas über Mösers Verhältnis zu seinem reise- und experimentierfreudigen Bruder Johann Zacharias sowie zu den beiden Schwestern Catharina Lucia und Ernestina Juliana, genannt ‚Julchen‘. Letztere war seit 1751 mit dem Regierungsbeamten Johann Georg Friderici in Blankenburg verheiratet und starb mit nur 36 Jahren. Möser nahm sich der Kinder an und pflegte mit ihnen sowie dem Vater einen regen Briefkontakt. Drei Friderici-Kinder hat Möser in Osnabrück „versorget“. In seinen liebevoll-heiteren Briefen an die Lieblingsnichte Johanna Catharina, genannt Jeannette, bezeichnet sich Möser als „alter guter Onkel“ und versucht sich zudem als Ehestifter. Jeannettes frühen Tod 1784 verkraftete er nur schwer.
Darüber hinaus stand Justus Möser in enger Verbindung mit dem Verwandten Johann Friedrich Jerusalem (1709-1789), der als Hofprediger und Prinzenerzieher in Wolfenbüttel lebte. Jenny Möser lebte eine Zeitlang in dessen Familie, um in die Gesellschaft eingeführt zu werden und ihre Sprachkenntnisse abzurunden. Traurige Berühmtheit erlangte 1772 der Selbstmord des einzigen Sohnes Jerusalems, der Goethe (1749-1832) zu den Leiden des jungen Werthers inspirierte. Dass auch Mösers eigener Sohn früh verstarb, verband beide Väter auf tragische Weise.
Den wesentlichen Kitt des familiären Zusammenhalts bot vorrangig der Briefverkehr. Besuche kamen trotz herzlicher Einladungen (siehe Zitat) nur selten zustande.
... und wenn Sie ein weisses Wölkgen am Brocken sehen, so denken Sie, daß es ein Seufzer aus Westfalen sey, der Sie herüber fordert ...
Justus Möser 1781 an Johanna Catharina Friderici